Tempolimit auf der BAB?

Begonnen von UliV, 18. Oktober 2013, 08:04:48

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BassT

Zitat von: Manic Mechanic am 25. Oktober 2013, 11:30:17
BTW: Hand aufs Herz Sören, welchen Anteil am Gesamtaufkommen haben Deine Fahrten nachts um halb drei auf der A4 bei Gera? Vermutlich keinen signifikanten. Warum reden wir nicht über die Fahrten zur Arbeit und zurück, wo die meisten unterwegs sind und warum reden wir über Gegenden, in denen sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, während sich im Großteil der Republik die Situation anders darzustellen scheint.

Und genau deswegen versteh ich nicht, warum nicht eher über smarte Verkehrsführung (sorry für das Buzzword, ja, ich bin IBMer  :P ) nachgedacht wird.
Generell 120 ist bei dichtem Verkehr mit schlechter Sicht immernoch viel zu schnell und bei strahlendem Sonnenschein und menschenleerer Autobahn relativ unnötig.

Aber moment, so ein System kostet natürlich mehr Geld als ein einzelnes Papier mit einer Unterschrift...
traffic.gif

TiefFlieger

Gesunder Menschenverstand wäre noch billiger, hat aber hierzulande den Nachteil der fehlenden Rechtssicherheit...

@Jörg: ich steh derzeit auf das Spiegeln von Aussagen. Besonders mag ich die Vorstellung eines gespiegelten Axe-Werbespots mit graumelierten Männern und einem blutjungen Mädchen  :evil:
Mein Auto ist nicht laut, es ist akustisch präsent!

Manic Mechanic

Ich frage mich gerade, wie es alle unsere Nachbarn und der Großteil der Restwelt schafft, sich nicht völlig unterjocht, überreguliert und unmündig zu fühlen, herrscht doch dort überall Tempolimit. Asylanträge aufgrund herrschenden Tempolimits, so sagt das statistische Bundesamt, sind auch noch keine gestellt worden.

Ich frage mich, wie es in einem Flächenland, wie z.B. Frankreich möglich sein soll, von A nach B zu kommen, wenn man nicht mehr als 130km/h fahren darf? Wie kommt man von Lille nach Bordeaux, ohne schier wahnsinnig geworden zu sein? Man kann doch seine bürgerlichen Freiheitsrechte nicht ausleben, die sich offenbar hauptsächlich im Schnellfahren manifestieren?

Ich muss mal meine französischen Freunde fragen. (Le Mans und Montpellier sind jeweils ganz schön weit weg vom Niederrhein... Ich habe nicht den Eindruck sie sind so gern hier, weil es kein Tempolimit gibt. Es muss also etwas anderes sein, aber man weiß es nicht...)

DAFUQ?

UliV

#108
 :D Manic  :D

Fahre jetzt auf die BAB ca. 300 km einfache Fahrt A9, A6 und A7.
Bei einigen Fahrern sitzt dann wieder mal das Problem zwischen den Schultern.

Have a nice Weekend
Uli
60 tkm per anno mit Dienstwagen (430 Nm)
7 tkm privat meist just for Fun mit britischen "Schrott" (176 - 245 Nm)
Der Narr hält sich für weise, der Weise weiß dass er ein Narr ist.

TiefFlieger

UliV: zwischen den Schultern? Schilddrüse? Lunge? Herz?

@Manic:
Im deutschen gibt es die Redewendung "mit dem ist es nicht weit her", sie beruht darauf, dass man in Deutschland Dinge mehr wert schätzt, die von weiter weg kommen und den eigenen Dingen wenig Wert beimisst. Es kostet halt etwas Selbstbewusstsein, Dinge anders als der Rest der Welt zu tun.

Populisten versuchen zwar immer wieder in Ermangelung von Argumenten, das fehlende Tempolimit mit Freiheitsrechten in Verbindung zu bringen, was aber offensichtlicher Unsinn ist. Ach ja, "bürgerliche Freiheitsrechte", damit das auch richtig schön altmodisch klingt.

Ansonsten: wenn die Franzosen ihre Kernkraft zurückfahren, die Griechen ihre Bürokratie abbauen und die Briten endlich auf Rechtsverkehr umstellen, können wir ja im Zuge der Harmonisierung auch über ein Tempolimit reden. Alternativ könnte man ja auch die Tempolimits in den anderen Ländern aufheben - gerade Frankreich könnte als Flächenland davon profitieren  :icon_thumleft:
Mein Auto ist nicht laut, es ist akustisch präsent!

Manic Mechanic

Ich finde nichts altmodisch an dem Begriff "bürgerliche Freiheitsrechte" und der (guten) Argumente (sowohl für als auch wider) sind auch genug ausgetauscht worden.

Du lieferst mit Aussagen wie "inzwischen herrschenden Regulierungswahn und der weitverbreiteten Obrigkeitshörigkeit" aber selbstredend Steilvorlagen für Begriffe wie "bürgerliche Freiheitsrechte". Aber das wird Dir klar sein.

Sicher ist, ich versuche nicht um jeden Preis ein Tempolimit durchzusetzen, aber leider herrscht hier z.T. eine apodiktisch-NRA-esque Haltung vor, dabei gibt es genügend gute Gründe dafür, die aber lotusgleich abperlen.
Klar gibt es auch Gründe dagegen, aber meine Erfahrungen aus >20 Jahren Führerschein und vielen Kilometern sind leider andere.

Es geht auch mitnichten darum etwas zu machen, weil andere es machen. Die Vernunft gebietet es. Die Erwähnung der Zustände in anderen Ländern ist aber aber prima dazu geeignet zu verdeutlichen, dass es anderswo, trotz Tempolimits geht.

Und mit "Selbstbewusstsein etwas anders zu machen" hat das auch nicht zu tun. Irgendwann muss man sich u.U. mal eingestehen, dass man mitunter auf dem Holzweg war. Und das ist im Falle der freien Fahrt für freie Bürger meiner Meinung nach überfällig.
DAFUQ?

TiefFlieger

#111
Es gibt sowohl Gründe dafür als auch dagegen, das ist richtig. Aber "Freie Fahrt für Freie Bürger"... hmmm, vielleicht hast Du Recht und es ist tatsächlich eine der wenigen uneingeschränkten bürgerliche Freiheiten, die wir hierzulande noch haben und sich daher in selbiger manifestieren. Und deshalb von den obrigkeitshörigen spießigen Mitbürgern nicht gerne gesehen werden ("wenn ich nicht schnell fahre, soll es auch kein anderer") und versuchen den liberalen Menschen mit neuen Regulierungen beizukommen? Doch, ich denke, ich hab's richtig zusammengefasst.

Das mit den Nachbarländern klappt so nicht - dort könnte man genauso das Tempolimit aufheben mit dem Verweis, dass es bei uns trotz fehlendem Tempolimits klappt. Und dafür, dass auch Idioten am Verkehr teilnehmen, sogar recht gut. Übrigens: fast alle Deine Argumente kannst Du z. B. in Frankreich gegen ein Tempolimit einsetzen.

Das mit der Vernunft musst Du mir erklären. Wieso gebietet es die Vernunft, den Verkehr auf einer gut ausgebauten Autobahn künstlich zu bremsen? Verbrauch? Ach komm, da gebietet es eher die Vernunft, große Limousinen und Sportwagen zu verbannen. Verkehrstote? Auf der sichersten Straßenart in D sicher nicht, da müssen woanders Aktion erfolgen. Wegen der Idioten? Ähm, hab noch nie gesehen, dass die ein Tempolimit diszipliniert - Zivilwagen mit "Bitte folgen" sind da deutlich wirkungsvoller.  Umwelt? Siehe Verbrauch. Unfähige Autofahrer? Siehe Verkehrstote.

PS: mit Nennung der NRA kann man bei mir kein Reflex auslösen, das klappt nur bei Lieschen Müller, die dann erschrocken zurückzuckt  8)
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TheChemist

Dass das generelle Tempolimit irgendwann kommt, dürfte trotz der wirklich tollen Diskussion hier jedem klar sein. Gewinnen wird dabei wohl die Seite, die für sich proklamieren kann ein Opfer der Anderen zu sein. Das geht mit Verkehrsopferzahlen, Verbrauch und Emissionen wesentlich besser als mit dem Verlust von individueller Freiheit. Solche Freiheit hat keine Lobby und kaum einen Stellenwert, besonders nicht bei regulierenden Institutionen. Es ist nur eine Frage der Zeit wann eine Koalition aus Schwarz/Grün oder Rot/Grün das Tempolimit einführen wird, welches genauso niemals aufgehoben wird wie die Ökosteuer oder der Soli. Deshalb genieße ich jedem Tag ohne Restriktionen auf der Autobahn, in der Hoffnung das Tempolimit möge erst nach meinem Ableben eintreten 8).
Never Stop to Begin, and Never Begin to Stop...
Ex Rover 25 in Alumina Green

UliV

Freie Fahrt für freie Bürger.
Bewegen wir uns da nicht auf ähnlich argumentativen Niveau wie die amerikanische Waffenlobby ?

Der Narr hält sich für weise, der Weise weiß dass er ein Narr ist.

gettY-

Ich bin da eher neutral, kommt das Tempolimit ... shit happens ... kommt es nicht ... ja, shit happens.

Die Argumente für ein Tempolimit die im Fokus stehen, kann ich aber nicht nachvollziehen:

- Umwelt: Scheinheilig wie eh und je. Anstatt wirklich Dampf zu machen in Sachen Elektroautos, Hybrid, Brennstoffzelle, wird ein Tempolimit sehr oft als DAS Instrument zur Verringerung von CO2 Emissionen gebracht. Sowas ist nur Kesselflickerei und ist mehr Populistisch als Zielführend. Esst weniger Fleisch, trennt den Müll, dreht die Heizung nicht auf 5, sondern mal nur auf 4 oder 3, werft den Müll in Mülleimer, usw. ... fangt bei euch selbst an wenn ihr was für den Planeten tun wollt und zeigt nicht mit dem Finger auf Andere (ganz allgemein formuliert, keinen direkt gemeint).

- Verkehrstote: Ja der Traum der ewigen und unantasbaren Sicherheit. Bei dem Verkehrsaufkommen, den Massen auf deutschen Straßen, ist es ein Wunder wie wenig Menschen jedes Jahr umkommen. Klar kann man sagen, egal wie wenig, es sind immernoch zu viele, aber dieses ewige Streben nach vollkommener Sicherheit, speziell der älteren Bevölkerungsgruppe in diesem Land ist bemerkenswert einfältig. Egal wie viele Regeln, egal wie viele Kontrollen, egal welches Tempolimit, es bleiben Menschen am Werk ... machen Fehler, sind dumm oder riskieren zu viel...

:)

UliV

Arbeite bei Zulieferer für ElectroVehicle/HybridElectroVehicle.
Leider ist die heutige Batterietechnik noch nicht soweit reine EVs mit wie InternalCombustionEngines vergleichbarer Reichweite anzubieten (Bsp.: BMW I3 mit 160 km Reichweite). Durchbruch Energiespeicherung für EV/HEV wird 2017-2020 erwartet. Dann gibt es auch für unsere Firma ein ordentliches YeartoYearGrowth. Bis dahin ist der Umsatz EV/HEV eher homöopathisch.
Desweiteren sind alle heute erhältlichen EV genau wie die mir bekannten HEV in der Spitzengeschwindkeit limitiert.
Mit EV/HEV hat sich die Tempolimit Debatte dann erledigt ;-).
Der Narr hält sich für weise, der Weise weiß dass er ein Narr ist.

Stitch

Naja, der Tesla Model S zeigt doch wie schnell es gehen kann. 210km/h sind mal ne Hausnummer. Bei normaler Fahrweise gut 400km Reichweite. 0-100km/h unter 5sekunden für ein 2,2t Auto. 20-26kw auf 100km für ne dicke Limo. Das ist ein richtig guter Wert bei dem andere Limos nicht mithalten können (was den CO2 Ausstoß angeht). Dazu bis zu 120kW Ladeleistung. Das alles mit einem, doch recht altem Motor, einer Asynchronmaschine.
Diese kleine Firma hat es wirklich geschafft ein ordentliches und mMn erstes alltagstaugliches EV zu bauen.

Hoffe das können andere nachmachen, damit die EV langsam bezahlbar werden.

Zitat von: UliV am 26. Oktober 2013, 12:50:03
Mit EV/HEV hat sich die Tempolimit Debatte dann erledigt ;-).

Sollte es ja angeblich auch bei steigenden Spritpreisen. Aber die Realität sieht anders aus. Vertreter wird es immer geben ;)
Rover 75 (ruhend); Sternchen; Grand C4 Picasso (ein echt tolles Gerät!)

UliV

Tesla S beliefern wir.
Doch 95 t€ für Basisausstattung ist bis jetzt für fast jeden unbezahlbar  :o
Der Narr hält sich für weise, der Weise weiß dass er ein Narr ist.

Roverlook

#118
Zitat von: Manic Mechanic am 25. Oktober 2013, 17:05:04
Ich frage mich gerade, wie es alle unsere Nachbarn und der Großteil der Restwelt schafft, sich nicht völlig unterjocht, überreguliert und unmündig zu fühlen, herrscht doch dort überall Tempolimit. Asylanträge aufgrund herrschenden Tempolimits, so sagt das statistische Bundesamt, sind auch noch keine gestellt worden.

Ich frage mich, wie es in einem Flächenland, wie z.B. Frankreich möglich sein soll, von A nach B zu kommen, wenn man nicht mehr als 130km/h fahren darf? Wie kommt man von Lille nach Bordeaux, ohne schier wahnsinnig geworden zu sein? Man kann doch seine bürgerlichen Freiheitsrechte nicht ausleben, die sich offenbar hauptsächlich im Schnellfahren manifestieren?

Ich muss mal meine französischen Freunde fragen. (Le Mans und Montpellier sind jeweils ganz schön weit weg vom Niederrhein... Ich habe nicht den Eindruck sie sind so gern hier, weil es kein Tempolimit gibt. Es muss also etwas anderes sein, aber man weiß es nicht...)

Bzgl. Nachbarländer und Tempolimit:

Du vergisst den Punkt Autobahnmaut (für alle) in den anderen Ländern - wie auch Deinem Bsp. Frankreich.
Aufgrund der - in meinen Augen hohen - Maut in F und ESP wird ein erheblicher Anteil des Verkehrs auf Bundesstraßen verlagert. Somit ist letztendlich auf ABs in F oder ESP entspannteres Fahren möglich, das "Bedürfnis" schnell zu fahren sinkt unbewusst bei vielen Fahrern (nicht bei allen) und das würde sich auch nicht durch Wegfall des Tempolimits ändern.
Vergleichbare Situation auf dt. Autobahnen, welche nachts ohne Geschwindigkeits-Begrenzung sind und wenig befahren werden. Natürlich gibt es immer wieder Fahrer, die nachts dann erst Recht heizen (die gibt es auch in jedem anderen Land mit Tempolimit), die Mehrheit wird aber nachts -obwohl sie könnten- nicht viel schneller als 130km/h fahren.

Eine andere Situation sind Länder, wo die Autobahnen nicht entsprechend geeignet sind, z.B. lässt sich auf englischen Autobahnen selten und nicht lange mit >220km/ kacheln (Limit liegt bei ca. 112 km/h) - laut 2er engl. Verkehrsplaner (im Jahr 2006) werden die Motorways absichtlich nicht für hohe Geschwindigkeit ausgelegt (z.B. Kurvenverläufe, Materialien).

Und als drittes gibt es Länder, deren Autobahnen Tag und Nacht so überlastet bzw. wenig ausgebaut sind, dass man eh nicht viel schneller als das Limit fahren kann - teilweise in NL und Be.

Letztgenannter Punkt trifft ja auch immer mehr auf dt. Autobahnen zu und daher wird IMO auch kein generelles Tempolimit für D kommen, vielmehr wird weiter je nach Bedarf die Geschwindigkeit geregelt (Tag/Nacht, Verkehrsaufkommen, Gefahren, u.ä.) und wir Autofahrer bzw. der Verkehr werden in den nächsten Jahren eh immer langsamer (Stichwort Durchschnittsgeschwindigkeitenabnahme auf ABs).

Und vielleicht "hilft" ja am Ende doch noch der Kosten- bzw. Umweltfaktor, wenn jeder denkt, wie schnell der Tank durch schnelles Fahren leer wird bzw. immer mehr ans Spritsparen denken.

Daher wird auch jeder "schlaue" Politiker dieses heiße Eisen nicht anfassen und ein Tempolimit fordern.
"Das Erdöl ist eine nutzlose Absonderung der Erde"
Akademie d. Wissenschaften, St. Petersburg, 1806

TiefFlieger

Zumal man mit Tempolimitdiskussionen herrlich die Bevölkerung von anderen Themen ablenken kann. Sowas wirft man nicht gedankenlos weg...  ;D
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